Stadtrat Niesky: Wegweisende Entscheidung für die Zukunft des Holzbaus getroffen

Niesky, 30. Juni 2025 – In der letzten Sitzung vor der Sommerpause traf der Stadtrat der Großen Kreisstadt Niesky eine richtungsweisende Entscheidung mit langfristiger Tragweite: Die Stadt nimmt ein bereits bewilligtes Förderangebot des Bundes über 1.441.160 Euro für das Projekt „Baum2Bau – Entwicklung und Etablierung einer regional wirksamen Wertschöpfungskette“ (Gesamtumfang Ausgaben 1.801.450,95 EUR) an. Damit wird der Grundstein gelegt für den nachhaltigen Aufbau eines zukunftsfähigen Holzbau-Netzwerks in der Region.

Förderzusage und Diskussion

Neben Tagesordnungspunkten wie dem Jahresabschluss 2021, dem Haushaltsentwurf 2025, einer neuen Entgeltordnung für den Freizeitpark, der Bürgerfragestunde und Weiterem, rückte insbesondere dieser Tagesordnungspunkt in den Mittelpunkt der öffentlichen und politischen Aufmerksamkeit. In teils kontroversen Debatten rangen die Fraktionen um eine Entscheidung – und setzten schließlich ein klares Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit, Regionalentwicklung und wirtschaftlicher Vernetzung.

Chronologie eines regionalen Strukturprojekts

Die Ursprünge des Projekts reichen bis ins Jahr 2020 zurück. Damals wurde im Kontext der Holzbauinitiative Sachsen die Idee entwickelt, ein Holzbaukompetenzzentrum (HBKZ) Oberlausitz zu etablieren – mit Niesky als zentralem Ankerort. Die Initiative wurde getragen von einem Arbeitskreis Holzbau (AK Holzbau), der sich im Juli 2021 nach einer Fachveranstaltung der Landtagsabgeordneten Antonia Mertsching (DIE LINKE) unter Leitung von Stadtrat Andreas Kagelmann formierte. Fachlich unterstützt wurde der AK u.a. von Prof. Zscheile vom HBKZ Sachsen-Anhalt.

Im AK Holzbau engagierten sich Vertreter regionaler Unternehmen, die Stadt Niesky, das Stadtmuseum sowie die Gemeinde Hähnichen. Der Arbeitskreis traf sich bis zur Oberbürgermeisterwahl im November 2022 insgesamt dreimal. Nach der Wahl übernahm Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann die koordinierende Verantwortung für das Vorhaben. Unter ihrer Federführung wurden die Projektanträge erarbeitet und eingereicht.

Vom Baum zum Bau – der Projektstart

Das ursprüngliche Projekt „B2B – Vom Baum zum Bau“ war für Oktober 2022 konzipiert. Mit einem Volumen von 240.000 Euro und einer Laufzeit von zwei Jahren zielte es auf drei Schwerpunkte:

  1. Vernetzung regionaler Holzbauakteure, u.a. durch regelmäßige Holzbaustammtische,
  2. Berufsorientierung und Weiterbildung, um Fachkräfte für die Branche zu sichern,
  3. Veranstaltungen zur Sichtbarmachung der Holzbau-Tradition und ‑Innovation.

Ziel war der Aufbau eines stabilen, regional verankerten Holzbau-Netzwerks mit folgenden Partnern:

  • Gemeinde Hähnichen
  • Tischlereien Mondluchs, Siebenhaar und Zimmerei Schulze
  • Unternehmen NUSSER, Möbelwerke Niesky, Nyla
  • Förderverein des Berufsschulzentrums Löbau
  • Jugendring Oberlausitz e. V.
  • Bundesagentur für Arbeit Sachsen
  • Stadt Niesky mit dem Konrad-Wachsmann-Haus

Der offizielle Förderbescheid durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erfolgte am 19. Dezember 2022.

Zum 1. September 2023 wurde mit der Besetzung der Stelle eines Netzwerk- und Projektmanagers für Holzbau in Niesky die operative Arbeit aufgenommen. Die Position übernahm Jens Nieders, der in der Folge das Konzept für den nun bewilligten Förderbescheid entwickelte:

Ein Projekt mit vier starken Säulen

Das nun bewilligte Folgeprojekt „Baum2Bau“ umfasst vier konkrete Maßnahmen, die unmittelbar in Niesky und der Region greifen:

  1. Zukunft gestalten im Wettbewerb: Neuer Wohnraum in Holzbauweise:
    Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Niesky mbH (GWG)wird ein mehrstöckiges Holzhausgebäude im „Eichenhof“ auf der Thomas- Mann-Straße errichten, das attraktiven, modernen Wohnraum in nachhaltiger Bauweise schafft und neue Maßstäbe im kommunalen Bauen setzen soll.
  2. Bildung und Wissenstransfer:
    In Kooperation mit der Technischen Universität Dresden und der Holzbau Kompetenz Sachsen GmbH (HKZ) wird ein neues Weiterbildungsmodul im Bereich Holzbau im Architekturstudium eingeführt. Besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen, wodurch nicht nur wissenschaftliche, sondern auch praktische Kompetenzen in der Oberlausitz gestärkt werden.
  3. Zukunft gestalten im Wettbewerb:
    Ein Planungswettbewerb für eine Holzhaussiedlung in Niesky wird ausgelobt, mit dem Ziel, die Möglichkeiten des zeitgenössischen Holzbaus innovativ umzusetzen und sichtbar zu machen. Technologische Errungenschaften und kreative architektonische Konzepte sollen die nachhaltige Stadtentwicklung fördern und zur Identifikation mit dem Standort auf dem Albin -Müller-Weg beitragen.
  4. Kontinuierliche Netzwerk- und Bildungsarbeit
    Niesky finanziert Veranstaltungen zur Vernetzung, Fortbildung und Schülerprojekte im Holzbau (GTA-Kurse) für die Jahre 2025–2028 – inklusive des etablierten Holzhausfests als Plattform für Handwerk, Bürger und Wirtschaft.

Die Beschlussvorlage und die Vorgangsmappe der Stadtratsitzung findet ihr hier:https://ris-niesky.zv-kisa.de/vorlagen_details.php?vid=202560306100047

Zur Finanzierung des Ganzen

Die geplanten Gesamtausgaben belaufen sich auf 1.801.450,95 EUR. Die bewilligte Förderung des Bundes beträgt 1.441.160 EUR (80%).

ProjektteilProjektpartnerAnteil
Mehrstöckiges Holzhausgebäude  GWG Niesky800.000 €
Weiterbildungsmodul TU Dresden mit Umsetzungsprojekten in der Region vor Ort  HKZ604.000 €
Planungswettbewerb zur Schaffung einer neuen Holzhaussiedlung in Niesky  HKZ80.000 €
Projektsteuerung und Maßnahmen der Akzeptanzförderung, Sichtbarmachung, Vernetzung und Stärkung der WertschöpfungStadt Niesky266.950 €

Da der jeweils zugeordnete Anteil zu 80% vom Bund gefördert wird, bleibt für die Stadt Niesky ein aufzubringender Betrag von insgesamt 53.390,95 EUR – verteilt über drei Jahre.

Beteiligung und Öffentlichkeit

Parallel zum Aufbau des Projekts entwickelte der Kommunale Entwicklungsbeirat Niesky (KEB) in drei Sitzungen zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 inhaltliche Perspektiven für den Holzbau weiter. Die Protokolle und Beiträge sind auf dem Blog des KEB einsehbar: kebniesky.blog

Ein weiterer Meilenstein war das Holzhausfest am 15. Juni 2025, wo- der KEB öffentlich über die Zwischenergebnisse seiner Arbeit informierte. Die Veranstaltung bot eine Plattform für Fachimpulse, Bürgerdialog und das Sichtbarmachen von Holzbaukompetenz – regional wie bundesweit.

Fazit

Mit der Annahme der Bundesförderung für das Projekt „Baum2Bau – Entwicklung und Etablierung einer regional wirksamen Wertschöpfungskette“ setzt der Stadtrat Niesky ein klares Zeichen: für nachhaltige Regionalentwicklung, für den Erhalt und Ausbau handwerklicher Kompetenz, für die Zukunft des Holzbaus in der Oberlausitz – und für eine demokratisch getragene Entscheidung, die weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkt.

Statement des Bündnisses H.E.R.Z. für Niesky

Wir als Bündnis H.E.R.Z. für Niesky stehen voll und ganz hinter diesem Projekt. Es bietet die einmalige Chance, die vorhandenen Potenziale unserer Stadt – darunter die historischen Holzhaussiedlungen, das architektonische Erbe von Christoph & Unmack und das starke Netzwerk regionaler Akteure – in eine zukunftsweisende Vision zu überführen. Uns ist bewusst, dass dieser Weg Mut und Ausdauer verlangt. Doch genau das brauchen wir: eine sich entwickelnde Stadt, die junge Menschen und Familien anzieht, touristisch durch ihre Holzbautradition überzeugt und sich weit über die Landesgrenzen Sachsens hinaus wieder einen Namen macht.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen